Schon einige Wochen zurück liegt mein Besuch mit Begleitung in Wünsdorf, einem kleinen Ort südlich von Berlin. Hier lässt sich die sogenannte »Verbotene Stadt« besichtigen, ein legal(!) begehbarer, sogenannter »Lost Place« – also im Prinzip eine Ruine, die mal von Menschen bewohnt und/oder bewirtschaftet, dann aber aufgegeben wurde. Zuletzt war hier die russische Armee einquartiert, doch mit dem Ende des Eisernen Vorhangs und dem Abzug der Militärverwaltung wurde auch der Gebäudekomplex überflüssig und begann mangels Anschlussnutzung zu verfallen.
Ideale Voraussetzung also für entdeckungsfreudige Fotografen, die sich abseits gewöhnlicher urbaner Motive etwas austoben möchten.
Kein Stress dank go2know
Lost-Place-Fotografie ist ein ganz eigenes Genre, das leider auch nicht immer so ganz legal betrieben wird: Nicht selten wird in verlassene Gebäude eingebrochen, was nicht nur mit Vandalismus einhergeht, sondern auch richtig gefährlich sein kann: Irgendwo muss ja nur mal ein Fußboden marode sein, zack, schon kracht man hindurch und hängt irgendwo mit gebrochenem Fuß in einem dunklen Keller fest.
Diesen Kick brauche ich persönlich nicht, insofern war ich ganz froh, dass sich die »Verbotene Stadt« organisiert besuchen lässt. Wer sich dafür interessiert, schaut mal bei »go2know« vorbei. Hier lassen sich entsprechende Touren gegen Gebühr buchen. Es sind dann immer ein paar Guides vor Ort, die euch sagen, wo ihr hingehen dürft und wo nicht und die auch sonst jede Frage freundlich beantworten. Außerdem erfahren interessierte Besucher bei Bedarf auch ein wenig mehr zu den geschichtlichen Hintergründen der jeweiligen Location.
Licht und Schatten
So schön und bequem eine geführte Tour auch ist, ein paar Schattenseiten hat sie leider auch: Am Tag unserer Buchung konnten wir uns zwischen 10 und 16 Uhr auf dem Gelände und in den Gebäuden austoben. Mein erster Gedanke war direkt: Okay, da ist doch aber die Lichtstimmung Mist. Und so ist es dann natürlich leider auch ein bisschen. Man möchte ja eigentlich gerade frühes oder spätes Licht nutzen, das direkt durch die staubigen Fenster fällt, aber in dem Zeitfenster steht die Sonne einfach viel zu hoch. Organisatorisch verstehe ich die Einschränkung aber natürlich.
Außerdem: So schön es auch ist, dass gefährliche Bereiche abgesperrt sind, so blöd ist das manchmal auch. Ein verlassenes Schwimmbad etwa konnten wir nur von einer Empore aus fotografieren, nicht aber direkt vom Beckenrand. Der Boden sah hier sehr in Ordnung aus, daher konnte ich die Einschränkung nicht so recht verstehen. Auf jeden Fall verhindert das natürlich auch so manch spannende Perspektive.
Spaß beim Erkunden
Von den genannten Punkten abgesehen, war die Erkundung des Geländes aber sehr spaßig. Es gibt einige Zimmer, in denen Dinge so arrangiert wurden, dass sie fotografisch interessant wirken sollen. Schön, da kann man sich natürlich austoben, aber das hat auch immer etwas Kulissenhaftes. Viel spannender fand ich die Räume, denen man nicht mehr direkt ansehen konnte, wofür sie mal waren und wo man entsprechend noch etwas rätseln konnte. Da ich selbst die russische Schrift lesen kann, konnte ich mir immerhin an so mancher Stelle noch herleiten, wofür der jeweilige Raum mal genutzt wurde.
Doch genug der Worte, hier noch ein paar Fotos der Tour. Viel Spaß beim Anschauen!
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