Magisches Straßenlicht

Abendstunden in Köpenick

Neben der Naturfotografie liebe ich Stadtfotografie. Merkwürdig eigentlich, denn zu viele Menschen auf einem Haufen stressen mich eher und Hektik und Lärm der Großstadt kann ich auch nicht mehr so gut ab wie das früher vielleicht mal war. Fotografieren in der Stadt wäre also wohl so gar nicht meins, gäbe es da nicht die Abendstunden, in denen das restliche Tageslicht auf bereits künstlich beleuchtete Fassaden und Fenster trifft. Fotografieren bedeutet ja eigentlich auch »Malen mit Licht«, also dachte ich mir, nach all den Pflanzen und Tieren meiner letzten Fototouren könnte ich mich mal wieder den Stadtlichtern widmen und etwas mit ihnen … malen.

Köpenicker Altstadt

In der Altstadt Berlin Köpenick war ich schon häufiger fotografieren. Liegt ja quasi um die Ecke. Drum gibt es auch hierzu bereits einen Post. Dennoch lohnt es sich immer wieder, die wunderschön erhaltene Altstadt zu erkunden. Würde ich auch jedem Berlintouristen übrigens bedenkenlos empfehlen. Ich besuche bereits abgelichtete Orte genauso gern, wie ich neue Ecken auskundschafte. Selbst, wenn man ein Foto schon zehnmal gemacht hat, sieht es beim elften Mal ja doch irgendwie anders aus.

Und wer die Augen offenhält, entdeckt auch immer wieder abseits der eigentlichen Strecke was Sehenswertes – so wie diesen Baum hier beispielsweise, an dem ich nicht ohne Foto vorbeikam:

Alt wie ein Baum ...
Auch beim Fotografieren städtischer Motive konnte ich diesen Baum nicht links liegen lassen. Sieht der nicht aus wie aus einem Bilderbuch?

Nicht zu viel Schlepperei

Inzwischen versuche ich, wenn ich mir eine Fototour überlege, nicht allzu viel mitzuschleppen, sondern mich auf das zu konzentrieren, was ich wirklich machen möchte. In diesem Fall hieß das: Ich hatte zwei Objektive, nämlich das Olympus M.Zuiko 12-40mm f2.8 Pro und das Laowa 7,5mm f2 im Gepäck. Ersteres für die wirklich hochwertigen Weitwinkelaufnahmen, letzteres für Aufnahmen ganzer Gebäude etwa. Hier kann man schließlich nie genug Weitwinkel parat haben.

Damit ich nicht zu oft Objektive tauschen muss, habe ich in solchen Fällen außerdem immer meine zwei O-MD-Kameras dabei. Außerdem ist ein Stativ Pflicht. Das benötigt man nicht nur für die gewollten Langzeitbelichtungen, sondern nach Sonnenuntergang eigentlich auch schon für »Schnappschüsse«, wenn man nicht verwackeln oder den ISO-Wert in astronomische Höhen treiben möchte. Und so wächst eben auch das wenige Gepäck recht schnell zu einem guten Rucksackinhalt heran.

Tour durch Köpenick

Pünktlich zum Sonnenuntergang startete ich meine Tour am Köpenicker Schloss. Da ich mich meist etwas »warm knipse«, machte ich dort direkt ein paar Fotos, von denen ich einige auch behielt, weil sie doch ganz gut wurden, wie ich finde:

Eingang zum Schlosspark
Will man in den Schlosspark, muss man durch dieses Tor. Hier startete meine eigentliche Fototour.
Das Schloss Köpenick
Dieses Mal verkniff ich mir, das Köpenicker Schloss von vorn zu fotografieren. Aus dieser Perspektive wirkt das Gebäude zwar wenig imposant, aber das letzte goldene Sonnenlicht des Tages machte das locker wett.

Als die Sonne dann weg war, machte ich mich auf den eigentlichen Weg. Direkt vom Schloss über die Ampel, schon steht man in der Altstadt, wo die Straßen noch aus Kopfsteinpflaster bestehen, was bei Regen bestimmt wunderbar zur Geltung kommt. Leider hatte es keinen Regen gegeben, dafür hatte ich einen wunderbaren Abendhimmel für die ersten Aufnahmen, den ich aber zugegebenermaßen in Lightroom noch etwas deutlicher herausgearbeitet habe. Weil die Szenerie aber dennoch etwas leer wirken würde, habe ich mittels Langzeitbelichtung jeweils eine durchfahrende Bahn und einen Bus ins Bild »eingebaut«. Malen mit Licht eben!

Blick auf die Altstadt
Ein Blick auf die Altstadt – inklusive durchfahrender Straßenbahn. Das letzte Licht des Tages konnte ich hier noch mal gut nutzen.
Blick auf die Altstadt II
Und weil es so schön war, gleich noch mal! Diesmal fährt allerdings ein Bus durchs Bild. Lustig, dass man den Unterschied an den Lichtspuren auch gut erkennen kann.

Auch immer einen Schnappschuss wert ist das Köpenicker Rathaus mit dem Hauptmann vor der Tür. Ich habe diesmal eine Perspektive gewählt, die den Bordstein und das schöne alte Straßenschild präsenter mit einbezieht. Und eigentlich war es auch gar kein Schnappschuss, sondern eine Belichtungsreihe aus drei Einzelbildern. Nur so konnte ich den kompletten Dynamikumfang von ganz dunkel bis in die hellen Lichter abbilden. Wenn man die Einzelbilder später in der Nachbearbeitung zu einem HDR zusammensetzt und mit den Effekten nicht übertreibt, sieht das Ergebnis schön natürlich aus und man hat kein Bildrauschen:

Das Rathaus Köpenick
Das Rathaus Köpenick ist wahrscheinlich das imposanteste der Rathäuser Berlins – abgesehen vom »Roten Rathaus« vielleicht.

Hell und dunkel

Zum Abschluss noch eine schöne Demonstration dafür, welchen Unterschied Licht macht. Zweimal das gleiche Gebäude zu unterschiedlicher Uhrzeit. Im ersten Fall habe ich versucht, das Haus ganz aufs Bild zu bekommen. Zum Glück hatte ich das Laowa 7,5mm dabei. Allerdings musste ich die Kamera dennoch ganz schön kippen. Die Perspektive habe ich später in Lightroom korrigiert, sodass das Gebäude im Foto wieder aufrecht steht. Dafür wirkt es jetzt seltsam gestreckt (sieht man, wenn man in beiden Aufnahmen mal die Tür zu dem Café vergleicht). Auch das hätte ich korrigieren können, aber so wirkt es doch irgendwie imposanter – fast wie das Flatiron Building in New York. Ist halt leicht geschummelt. 😉

Mokkafee in Köpenick
Dieses Gebäude wird gern fotografiert. Hier wirkt es etwas gestreckt (was ich ganz hübsch finde), da ich die Perspektive drastisch korrigieren musste. Leider war direkt hinter mir ein Bauzaun, sodass ich nur diese eine Möglichkeit für ein Foto hatte.
Magisches Straßenlicht
Dasselbe Gebäude noch mal ein wenig später. Was Lichtstimmung doch ausmacht, nicht wahr? Leider auch hier: Ich konnte die Perspektive nicht wirklich verändern, sodass das Fenster oben etwas angeschnitten ist. Dafür ist der Kirchturm im Hintergrund zu sehen, was mir viel wichtiger war.

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